Wenn man eine Laktoseintoleranz hat, bedeutet das, dass man keinen Milchzucker (Laktose) verträgt. Das ist nicht zu verwechseln mit einer Allergie oder Unverträglichkeit von Milcheiweiß! In Deutschland sind ungefähr 15-20% der Menschen von einer Laktoseintoleranz betroffen.
Was ist eine Laktoseintoleranz?
Wenn eine nicht ausreichende Menge des ENZYMS Laktase im Dünndarm vorliegt, kann der Milchzucker (Laktose) nicht (oder nicht ausreichend) in seine zwei Einfachzucker (Glukose und Galaktose) aufgespalten werden. Nur die Einfachzucker können über die Darmwand ins Blut aufgenommen werden. Die ungespaltene Laktose wandert dann weiter in den Dickdarm und wird von den dort lebenden Bakterien vergärt. Dadurch entstehen verschiedene Gase (Wasserstoff, Kohlenstoffdioxid) die zu unangenehmen und auch schmerzhaften Blähungen führen können. Weitere Stoffwechselprodukte sind kurzkettigen Fettsäuren, die aufgrund ihrer hohen Wasserbindung zu osmotischen Durchfällen führen können. Es wird zwischen der primären und der sekundären Laktoseintoleranz unterschieden. Bei der primären Form handelt es sich sozusagen um den genetischen Normalfall: Im Säuglingsalter benötigt der Mensch das ENZYM Laktase, weil er sich ausschließlich von der Muttermilch ernährt und somit dazu in der Lage sein muss, die Laktose zu spalten, um den Zucker aufnehmen zu können. Danach ernährte sich der Mensch nicht mehr von Milch, sondern von Obst, Gemüse, Samen, Nüssen und Fleisch. Erst sehr spät in der Evolutionsgeschichte hat der Mensch angefangen die Milch der Tiere in seine eigene Ernährung einzubauen. Das bedeutet auch, dass die Menschen noch nicht ausreichend Zeit hatten, um sich genetisch anzupassen. Nur ca. ein Drittel der Menschen in Deutschland bilden wirklich ein Leben lang genügend Laktase, um sich beschwerdefrei von Milchprodukten ernähren zu können. Bei den anderen zwei Dritteln setzen die Beschwerden mal früher, mal später im Leben ein. Das ist auch abhängig von weiteren Umweltfaktoren. So bekommen beispielsweise in Deutschland die meisten Menschen erst ab 20 oder 30 Jahren Probleme mit Milchprodukten, in Gegenden, wo generell keine Milchprodukte gegessen werden (z.B. im asiatischen Raum) ist die Menge an Laktase im Dünndarm bereist im Kleinkindalter auf dem gleichen niedrigen Niveau.
Die sekundäre Form der Laktoseintoleranz entsteht in Zusammenhang mit Erkrankungen, wie beispielsweise chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Zöliakie. Hier ist die Darmschleimhaut angegriffen und deshalb nicht mehr in der Lage das ENZYM Laktase in ausreichenden Mengen zu bilden. Ein weiterer Fall der sekundären Form der Laktoseintoleranz kann in Folge einer Dünndarmfehlbesiedelung entstehen. Hier ist zwar die Darmschleimhaut nicht angegriffen, aber die sich fälschlicherweise im Dünndarm befindenden Bakterien verstoffwechseln die Laktose bereits im Dünndarm. Die sekundäre Form der Laktoseintoleranz ist – zum Beispiel im Fall einer Dünndarmfehlbesiedelung – nach Heilung der Erkrankung reversibel.
Beschwerden bei einer Laktoseintoleranz
Die Beschwerden bei einer Laktoseintoleranz ähneln zumeist denen eines Reizdarms. Oftmals kommt es zeitnah nach dem Verzehr von Milchprodukten zu:
· Bauchschmerzen,
· Krämpfen,
· Blähungen,
· Durchfall und Erbrechen.
Es kann aber auch vorkommen, dass die Beschwerden nicht direkt nach dem Verzehr laktosehaltiger Produkte auftreten, sondern bis zu 72 Stunden danach.
Darüber hinaus können aber auch weniger häufig und weniger spezifische Beschwerden auftreten wie zum Beispiel:
· verringerte gastrointestinale Motalität,
· Verstopfung,
· Kopfschmerzen,
· Schwindel,
· chronische Müdigkeit,
· Konzentrationsstörungen.
Diagnose einer Laktoseintoleranz
Diagnostiziert werden kann eine Laktoseintoleranz am besten über einen Wasserstoff-Atemtest. Der H2- Atemtest ermöglicht zugleich eine Abgrenzung von anderen Intoleranzen (z.B. Fruktose, Sorbit). Dann hat man eine sachliche Aussage darüber, ob man den Milchzucker verträgt und auch eine Vorstellung davon, wie intensiv man auf die Zufuhr von Laktose reagiert. Das erspart ein ewiges Austesten mit potentiellen Fehlerquellen, denn in vielen Fertigprodukten sind versteckte Milchzucker enthalten.
Mögliche Behandlung einer Laktoseintoleranz
Wurde die Diagnose „Laktoseintoleranz“ gestellt, bedeutet das, dass in Zukunft auf die Zufuhr von laktosehaltigen Lebensmitteln verzichtet werden sollte. Allerdings reagieren nicht alle gleich stark, weil bei manchen Menschen noch ein wenig des Enzyms Laktase im Dünndarm vorliegt. Deshalb ist es wichtig, seine eigene Toleranzgrenze zu ermitteln. Zudem enthalten nicht alle Milchprodukte gleich viel Laktose (z.B. ist in reiner Milch am meisten enthalten, in lang gelagertem Hartkäse hingegen fast nichts mehr). Außerdem ist auch Vorsicht geboten mit stark verarbeiteten Lebensmitteln, die oft und gerne Laktose beinhalten: Wer vermutet schon Laktose in einer Wurst?! Wer dennoch nicht immer auf Milchprodukte verzichten möchte oder aber nicht bei einer Kucheneinladung dankend verzichten möchte, der kann als ENZYM-Ersatztherapie Laktase-Tabletten zum Essen nehmen. Auch hier muss man selbst austesten, ob die Alternative in Frage kommt und wie hoch die Dosierung am besten sein sollte.